Mit dem Fahrrad durch Neuseeland
Mittwoch, 25. März 2015
Berge sind Mist
5 km nur Aufstieg. Und hinter jeder Biegung lauert das Grauen. „Ich kann bald nich mehr“, „Verdammt meine Wade.“, „Oh nö, ich will nich mehr“, „Isses noch weit“. Dabei hatte alles so gut angefangen. Sanfte Steigungen und smarte Abfahrten. Die Berge sahen aus wie knittriges Packpapier. Die Sonne meißelte die Struktur fotogerecht aus den Hängen. Schafe, Kühe und anderes Nutzvieh stellten sich dekorativ hinzu. Hier ein Häuschen, da ein Quad, dekorativ eingezäunte Weiden. Hunde bellten Schafe an und Schafe blökten zurück. Und ich rauschte die Steigungen, die ich zuvor hinauf gekraxelt war, wieder hinunter. Das war gerecht. Doch dann verschwanden erst die fein ziselierten Hänge, dann die Hunde, dann die Abfahrten. Zurück blieben fiese Steigungen, ein Mann und sein Fahrrad. Hilflos den Launen des Berges ausgesetzt. Und dem Berg gefiel es anzusteigen. Und das länger als ein Mann kraxeln kann. Und deshalb sind Berge Mist. Erst locken sie mit Romantik, gucke mal hier das Panorama, und hier das kleine grasende Bergschaf, und hast Du das Tal im Gegenlicht schon gesehen und, wenn man schon ganz kirre davon ist, Anstiege, nichts als Anstiege. Nur um zu zeigen, wer hier das Sagen hat. Als ich in der Herberge in Whanganui ankomme, der sehr freundliche Herr am Office: „Some tourist information?“ Ich: „Ach, give me the key und let me in Ruhe“. Das hatte diese schönes Stadt nun wirklich nicht verdient. Nur, der Berg hat mich verdorben.

Fotos:
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Tongariro
Eingestellt auf eine schweißtreibende Bergetappe, war das reale Streckenprofil dann doch recht kleinlaut. Mit einem gnädigem Nordwind surfte ich die Westseite des Tongariro Nationalparks entlang. Auf der Straße kaum Autoverkehr. Ich hatte Park, Fahrbahn, Wald, Himmel … einfach alles für mich allein. Gern wäre ich mit einer der bereitstehenden Cessnas der „Volcanic Flights Ltd“ über den Nationalpark geflogen. Aber Mt. Ruhapeu & Co hüllten sich in Wasserdampf. „Wolken kann man auch von unten gut sehen“, war der lakonische Kommentar des Piloten. Echte Flugerfahrung eben. Problemlos erreichte ich mein Ziel Ohakune, checkte in aller Ruhe „Beim Alten Hobbit“ ein und startet mein Sightseeing. Ohakune gilt als Neuseelands Hauptstadt der Karotte, was sich mit hohen Anbauraten bestätigen lässt. Unbestätigt ist, das Ohakune deshalb bei Veganern sehr beliebt ist. Mit dem Speisenangebot der Restaurants lässt es sich nicht in Einklang bringen. Denn wie überall in Neuseeland steht auch hier die Ernährung fest auf mindestens zwei Beinen (oder einer Flosse). So richtig was los ist hier erst in der Schneesaison. Snowboardverleihe, Outdoorgeschäfte, Reiseunternehmen und allerorten Informationen zu Pisten und Loipen im Turoa-Skigebiet. Ich setze mich in eines der reichlich vorhandenen Restaurants, ordere Bier, traditionell ohne Schaum und Krone, und leide mit den Kiwis beim Semifinale des Cricket Worldcup, in dem die Neuseeländische Mannschaft gegen Südafrika irgendwie nicht gut aussieht. Geteiltes Leid ist halbes Leid, trifft für Neuseeländer deshalb nicht zu. Empathie hat ihre Grenzen.

Fotos:
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